|
|
|
|
|
|
| Vorworte zur Aufführung Politische Räume 1. Kasimir Malevitsch: Suprematistisches Manifest 1924 Conrads: Programme und Manifeste, S. 82, 1964 "Die provisorischen Behausungen der neuen Menschen müssen sowohl im Weltraum als auch auf der Erde den Aeroplanen angepasst sein. Ein so beschaffenes Haus wird sich auch morgen bewähren. Wir Suprematisten werden uns Bundesgenossen für den Kampf gegen die veralteten Formen der Architektur suchen. Würde man das künftige Leningrad im Stile amerikanischer Wolkenkratzerstädte aufbauen, dann würden auch der Lebensstil und das Denken seiner Bewohner dem der Amerikaner entsprechen. Dennoch bemüht man sich bei uns in steigendem Masse, das heutige Sein in eine antike Form zu pressen. Die antiken Formen, behauptet man, seien wichtig, und nur Dummköpfe könnten ihren Wert für das Proletariat nicht erkennen. Wo aber soll man dann den Aeroplan oder auch nur das Automobil unterbringen? 2. Margaret Crawford: Warenwelten, in Arch+ 115/115, 1992 S: 77-78 "Alle bekannten Tricks, die bei der Gestaltung eine Mall angewendet werden - beschränkter Zugang, Rolltreppen immer am Ende einer Ladenzeile, Sitzbänke und Trinkbrunnen, die so platziert sind, dass die Passanten in die Läden gelockt werden -, dienen dazu, die Konsumenten durch die lähmende Eintönigkeit der Ladenzeilen zu geleiten. Die geordnete Prozession der in endlosen Gängen aufgereihten Waren stimuliert unablässig neue Kaufwünsche. (...) Dramatisch inszenierte Atrien bieten riesige Freiräume zur Entspannung und Besinnung, verschiedene Geschossebenen eröffnen immer neue Ausblicke mit unterschiedlichsten Perspektiven und große Spiegelflächen heben den Unterschied zwischen nah und fern auf. (...) Diese visuellen Effekte werden durch das "weiße Rauschen" synthetischer Musik und sprudelnder Brunnen zusätzlich verstärkt. So entsteht eine Art schwereloser Raum, der nur durch die darin enthaltenen Waren konkret und wirklich wird:" 3. Familie Rankowitz, Märkisches Viertel Kursbuch 27: Planen, Bauen, Wohnen, Berlin 1972, S. 4 "Quadratmetermäßig würde die Wohnung reichlich ausreichen für 4 Kinder, wenn sie anders eingeteilt wäre: so wie sie jetzt is, reicht sie nur für 2 Kinder - also was? Is ein hirnverbrannter Blödsinn! Das is nun familiengerecht? (...) Und die Küche? Das sind doch keine Küchen für Familien, da kannste nicht mal 'nen Stuhl oder was unterbringen, da rennste mit dem ganzen Fressen – dahinten am anderen Ende von der Küche ist der Herd – da rennste quer um die 3 Ecken rum. Bis du serviert hast ist das Essen kalt. Die Wohnungen kannste alle nur Null-Acht-Fuffzehn einrichten: alle haben die Couch vor'm Fenster, alle haben die Sessel davor und dann is aus, Schrank klatsch an die andere Wand dann biste Feierabend!" 4. Georges Candilis: Bauen ist Leben S. 146, Stuttgart 1978 "Eine unruhige Zeit, das Vorspiel der Unabhängigkeit hatte schon begonnen, seine Schatten über Marokko zu werfen. (...) Täglich sah man mich auf meiner Baustelle. Man kannte mich. Alle Arbeiter waren Marokkaner. Eines Tages trat ein Arbeiter auf mich zu und sagte mir in einem fast vertraulichen Ton: "Monsieur Candilis, da sind Leute, die Sie sehen möchten." (...) Neugierig, aber ziemlich beunruhigt, folgte ich ihm durch das Straßenlabyrinth der Barackenstadt. Er ließ mich in eine Baracke treten, wo drei bewaffnete Marokkaner saßen, die offensichtlich keine Arbeiter waren. Ich stand vor dem Anführer der Nationalisten "Sie sind das also, Monsieur Candilis, der diese Wohnbauten leitet" "Ja." "Warum machen Sie das so anders als es sonst üblich ist?" Ich trat näher an ihn heran. "Weil ich Lösungen suche, die Euren Lebensbedingungen und der herrschenden ökonomischen Situation entsprechen." (...) "Warum machen Sie uns nicht die gleichen Häuser wie für die Europäer, die gleichen Häuser wie in Frankreich?" "Weil Sie unter anderen Umständen leben als die Franzosen! Ich versuche, Eure Identität zu finden." Die Antwort darauf war kompromisslos: "Das ist Neokolonialismus, eine viel gefährlichere Bevormundung als die durch unsere deklarierten Feinde!" 5. Foucault: Überwachen und Strafen, Frankfurt,1977 S. 256 "... An der Peripherie ein ringförmiges Gebäude; in der Mitte ein Turm, der von breiten Fenstern durchbrochen ist, welche sich nach der Innenseite des Ringes öffnen; das Ringgebäude ist in Zellen unterteilt, von denen jede durch die gesamte Tiefe des Gebäudes reicht; sie haben jeweils zwei Fenster, eines nach innen, das auf die Fenster des Turmes gerichtet ist, und eines nach aussen, so dass die Zelle auf beiden Seiten von Licht durchdrungen wird. Es genügt demnach einen Aufseher im Turm aufzustellen und in jeder Zelle einen Irren, einen Kranken, einen Sträfling, einen Arbeiter oder einen Schüler unterzubringen. Vor dem Gegenlicht lassen sich vom Turm aus die kleine Gefangnensilhoutten in den Zellen des Ringes genau ausnehmen. Jeder Käfig ist ein kleines Theater, in dem jeder Akteur allein ist, vollkommen individualisiert und ständig sichtbar." 6. Die Edel WG: Interview mit Fine Thomas. Home 11/02, S. 27 "Ungelogen ich habe Tarotkarten gelgt, für die beiden Wohnungend ,die in die engere Wahl kamen. Bei meiner Wohnung zeigte die Karte, dass sie mit Historie zu tun hat, un der Ort ist an dem ich mich kreativ verwirklichen kann. Dann stellte sich tatsächlich heraus, dass die Wohnung die älteste des Schlosses ist. Es war Liebe auf den ersten Blick, dafür habe ich sogar Knall auf Fall meinen Job als Marketing-Managerin bei Universal in München aufgegeben" 7. Kisho Kurokawa, Capsule Declaration, Japan 1969 "People will gradually loose their desire for Property such as land and big houses and will begin to value having the opportunity and the means for free movement. The capsule means emancipation of a building from land and signals the advent of an age of moving architecture. The capsule is planned for perfectly free action, formed for perfectly free movement." 8. Christiania, versuch anders zu leben, Hamburg 1980 Immobilien, S. 58 "Helles Kopftuch taucht in meinem Fenster auf. "Hey findest Du nicht ich bin verrückt? Ich bin gerade gefragt worden, ob ich mein Zimmer gegen die Wohnkuppel tauschen würde. Ich muss mich in einer Stunde entscheiden, aber ich glaub ich mach's." Ein Stunde später packte sie ihre Sachen. Kristian zog von der Kuppel nach Maelkebotten Nr.7, Helle zog von Maelkebotten Nr. 16 in die Kuppel und Mona zog von Nr. 7 in die Nr. 16. Keine Hausmakler, keine Courage, keine Hausbesitzer." 9 Friedrich Engels: Chaos und Elend der Arbeiterstädte Über die Umwelt der arbeitenden Klasse, Gütersloh 1970, S 66 "Sie wohnte Nummer 2, Pools Place, Quaker Street, Spitalsfield, im größten Elende. Als der Polizeidiener zu ihr kam, fand er sie mit sechs ihrer Kinder in einem kleinen Hinterstübchen buchstäblich zusammengedrängt, ohne Möbel, ausgenommen zwei alte Binsestühle ohne Boden, einen kleinen Tisch mit zwei zerbrochenen Beinen, eine zerbrochene Tasse und eine kleine Schüssel. Auf dem Herde kaum ein Funken Feuer und in der Ecke so viel alte Lumpen, als eine Frau in ihre Schürze nehmen konnte, die aber der ganzen Familie zum Bett diente." |